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Entstehung -  die Gründerin erzählt

So ist das Ideenbüro entstanden.

 

Im Jahr 2002 war ich Lehrerin an einer 2. Schulklasse in der Nähe von Biel. Es gab in der Klasse eine schlimme Mobbingsituation. Wir Erwachsenen hatten «alles» probiert, Gespräche mit Kindern und Eltern, strenge Massnahmen, den Kindern ins Gewissen reden – es half alles nichts. In dieser Ratlosigkeit fiel mir nichts anderes mehr ein, als die grösseren Kinder in einer 4. und 5. Klasse für die Mithilfe anzufragen. Das war ein Volltreffer: Die älteren Kinder waren sofort Feuer und Flamme.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sie trafen sich gleich nach der Schule und entwarfen einen Plan, wie sie die betroffenen Kinder befragen und zur Mithilfe und Lösung des Problems animieren konnten. Der Eifer war so gross, dass sie am nächsten Tag sogar eine Stunde früher in die Schule kamen, um für ihren Einsatz gut vorbereitet zu sein. Ihre Anwesenheit zeigte sofort Wirkung. Die Kleineren waren von der aussergewöhnlichen Situation sehr beeindruckt. Zuerst wurden alle Beteiligten der Reihe nach befragt, was sie mit dem Mobbingfall zu tun hatten. Die Betroffenen gaben bereitwillig Auskunft und die Beraterkinder machten eifrig Notizen. Der Fall war schnell gelöst. Die Verursacher des Mobbings wurden entlarvt, auch deshalb, weil sich Geschwister unter den Beraterkindern befanden. Denen konnten sie nichts vormachen. Es wurde klar, wer das Mobbing initiiert hatte und es wurde ebenso klar, dass diejenigen, die am meisten mitmachten, am meisten Angst hatten, selber gemobbt zu werden. Nach dieser effektiven Befragung fanden die Beratenden, sie müssten sich jetzt zurückziehen und besprechen, welches der nächste Schritt sei. Dazu gingen sie kurz hinaus auf den Korridor. Die Kleinen warteten ehrfürchtig und gespannt, und auch etwas nervös, wie mir schien. Ich selber hatte absolut nichts zu tun, ausser da zu sein und staunend zu beobachten, was sich da gerade vor meinen Augen abspielte. Die Grossen hatten nachgedacht und erteilten den Kleineren einen Auftrag: Sie mussten sich alle ein Ziel vornehmen, um das Mobbing zu stoppen. Dieses Ziel wurde aufgeschrieben, mit dem Namen versehen, und im Schulzimmer aufgehängt. In einer Woche wollten die Grösseren die Kleineren wieder besuchen, um die Einhaltung des Ziels zu überprüfen; die Situation verbesserte sich zusehends. Die beratenden Kinder waren begeistert und hochmotiviert, weitere Probleme zu lösen, denn die gibt es in einer Schule immer wieder. Nach unseren guten Erfahrungen mit dem Mobbingthema brauchte es aus ihrer Sicht weiterhin eine Anlaufstelle – eine, die von Kindern für Kinder geführt wird.

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Ideenbüro Gründerin Christiane Daepp

Wer hätte gedacht, dass das Ideenbüro über 18 Jahre alt wird und immer noch die Menschen begeistert, so wie am ersten Tag der Gründung im Jahr 2002.

 

Und ab dann ging es erst so richtig los: Das neue Projekt war ein Pionier in der Schule, weil da die Kinder das Sagen hatten, das spürten sie. Sie fühlten sich für voll und sehr ernst genommen, weil ein Ideenbüro ohne sie gar nicht entstanden wäre. Das spornte sie zu Höchstleistungen an. Sie übernahmen Verantwortung und zeigten Mitgefühl für die anderen Schulkinder. Sie kümmerten sich um Probleme, die nur sie als Experten und Expertinnen für Gleichaltrige und Jüngere lösen konnten. Und sie wurden kreativ, entwickelten unzählige Ideen für die Bewältigung des Alltags und waren kaum noch zu bremsen...

 

So ist es bis heute.

Beim Vorstellen des Projekts in einer Klasse erlebe ich immer wieder das Gleiche: Sobald die Kinder spüren, dass es hier nicht um Schulleistungen mit guten Noten geht, sondern um ihre Lebenserfahrung und ihre ganz eigenen Ideen und sozialen Kompetenzen, passiert etwas mit ihnen. Sie fühlen sich angesprochen und der Funke springt über.

Christiane Daepp, Ideenbüro-Gründerin

Das Schlusswort hat ein Ideenbürokind:

«Es sind Kinderideen, die im Ideenbüro ruhen!» (Sabrina 11j.)

Da sind die Erwachsenen gefragt, dies zu respektieren, die Ideen zu würdigen und sich daran zu erfreuen.

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